Predigten
Johannes Hilliges: Predigttext vom 23.02.2020
„(Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch) Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußspuren nachfolgt.“ (1. Petrus 2,21 Monatsspruch Februar))
Teil 3 ...
Heute wollen wir ein letztes Mal über unseren Monatsspruch sprechen. Wir hatten zunächst gesehen, dass wir alle in Fußstapfen unterwegs sind; in den meisten Lebensbereichen haben wir unser Tun und Denken von irgendjemandem übernommen, wir „erfinden das Rad nicht täglich neu“. Jesus knüpft mit seinem Ruf, ihm zu folgen, also an eine grundmenschliche Fähigkeit an. In der Regel sind wir in den Fußstapfen unserer Vorfahren unterwegs. Darunter gibt es lebensfördernde, aber auch unheilvolle Spuren. Von Letzteren erlöst uns Jesus, ruft uns heraus aus dem „eitlen Wandel unserer Väter“, ermöglicht einen Spurwechsel und stellt unsere Füße auf den weiten Raum des Friedens.
Heute soll es abschließend noch um zwei praktische Dinge gehen, wie wir nun ganz konkret in den Fußstapfen von Jesus gehen können.
- Bibellesen. In unserem letzten Gemeindeforum zum Thema „Nachfolge“ ging es auch um die Frage, was wir persönlich an Hilfestellungen für unseren Weg der Nachfolge brauchen. Viele haben mit dem Bibellesen geantwortet – sei es als persönliche Stille Zeit oder als Bibellesegruppe. Natürlich – kein geistliches Leben ohne der Heiligen Schrift in der Hand! Entscheidend ist dabei, w i e wir die Bibel lesen. Für unser Thema heißt das: Wir wählen einen Bibeltext (Bsp.: Fortlaufende Lese in der Losung). Beim Lesen fragen wir: Formt sich hier für mich ein „Fußabdruck“? Eine innere Haltung oder ein konkretes Verhalten, das ich heute konkret und praktisch umsetzen und anwenden möchte? Ich kann auch e i n Bibeltext für eine ganze Woche nehmen; alleine lesen oder mit einem Bibellesepartner, oder einer WhatsApp-Gruppe…nur Mut zur persönlichen Gestaltung und zum Einfallsreichtum! Wichtig ist dabei die Umsetzung und Anwendung. Viele Bibelworte erschließen sich erst, wenn wir sie tun, nicht nur im Nachdenken darüber! Es geht dabei nicht um einen Leistungskakalog, wir müssen nicht etwas „schaffen“. Sondern es geht um ein waches Wahrnehmen, um konkrete Schritte der Nachfolge und unsere Lernbereitschaft; dazu gehört dann immer auch ein auswertender Rückblick: Wie ist es mir ergangen? Was habe ich entdeckt? Was ist geworden und gelungen? Auch das kann ich für mich persönlich tun oder im Austausch in einer Gruppe; schriftlich oder mündlich; jeden Abend oder am Ende der Woche…
- Geistliche Vorbilder. Wir sehen im NT, dass der Begriff „nachfolgen“ hauptsächlich in den Evangelien vorkommt; also das buchstäbliche Leben mit Jesus während seiner Erdenzeit. „Nachfolge“ ist der vorösterliche Begriff für das Leben mit Gott. Der nachösterliche Begriff ist das „Leben im Heiligen Geist“ (Gal.). In den Briefen der Apostel bekommt das „Nachfolgen“ eine neue Facette. Jetzt geht es darum, dass wir den Aposteln nachfolgen sollen: „Folgt alle meinem Beispiel, Geschwister, und richtet euch auch an denen aus, deren Leben dem Vorbild entspricht, das ihr an uns habt. Phil.3,17 „Haltet euch bei allem, was ihr tut, an die Botschaft, die euch verkündet worden ist und die ihr angenommen habt; lebt so, wie ich es euch gesagt und vorgelebt habe. Dann wird der Gott des Friedens mit euch sein.“ (Phil. 4,9) „Denn ihr wisst, wie ihr unserm Vorbild folgen sollt. Denn wir haben nicht unordentlich bei euch gelebt, haben auch nicht umsonst Brot von jemandem genommen, sondern mit Mühe und Plage haben wir Tag und Nacht gearbeitet, um keinem von euch zur Last zu fallen.“(2. Thess. 3,7), unseren geistlichen Leitern und Lehrern. „Gedenkt eurer Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt dem Beispiel ihres Glaubens.“(Hebr.13,7). Wir stutzen natürlich: „Menschen nachfolgen? Nein, wir folgen alleine Jesus nach!“ Doch das scheint ein falscher Gegensatz zu sein. Im Gegenteil: Die Nachfolge hinter Jesus her konkretisiert sich darin, dass wir ihm in geistlichen Vorbildern, Brüdern und Schwestern, Vätern und Müttern im Glauben folgen. – Wir haben eine ängstliche Vorsicht davor entwickelt, Bindungen am Menschen einzugehen; in den letzten Jahren ist viel von Machtmissbrauch, geistlichem und religiösem Missbrauch auch in Gemeinden die Rede. Doch wir dürfen das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Wir müssen geistlich bindungsfähig bleiben. Gerade das macht doch „Gemeinde“ aus: Das wir untereinander verlässliche und verbindliche Bindungen eingehen. Zu sagen: „Ich folge alleine Jesus und brauche keinen Menschen, die Gemeinde gleich zweimal nicht“ klingt sehr fromm, ist aber eine Torheit. –
- Welche geistlichen Vorbilder hatten wir in unserem Leben? Von wem haben wir das geistliche Leben gelernt? (Bsp.: Gestalten der Heils- und Kirchengeschichte, aus der Literatur, Zeitgenossen, Geschwister aus der Gemeinde)
- Wo möchte ich mich neu auf die Suche nach einem „geistlichen Lehrer“ machen – von wem könnte ich „profitieren“? Habe ich den Mut und die Demut, in einer geistlichen Bindung geistliches Leben nachzuahmen, abzugucken und so zu lernen?
- Kann ich mir vorstellen, selbst ein geistliches Vorbild zu sein, Vater oder Mutter im Glauben? Bin ich bereit, mein geistliches Leben so offen zu legen, dass andere es ansehen, studieren und nachahmen können? Habe ich den Mut und die Demut, eine Bindung einzugehen und vom meinem geistlichen Reichtum anteilzugeben?
Johannes Hilliges