Predigten
Johannes Hilliges: Predigttext vom 02.02.2020
„Christus hat für euch gelitten und hat euch damit ein Beispiel hinterlassen. Tretet in seine Fußstapfen und folgt ihm auf dem Weg, den er euch vorangegangen ist.“ (1. Petrus 2,21 - Eingangswort)
„(Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch) Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußspuren nachfolgt.“ (1.Petrus 2,21)
Mit dem heutigen Sonntag endet die Epiphaniaszeit, darum haben wir zu Beginn auch noch einmal ein klassisches Epiphaniaslied gesungen. Nun lassen wir also endgültig die Weihnachtszeit hinter uns. Ab dem kommenden Sonntag (Septuagesimae – 70 Tage vor Ostern) werden bereits die Tage bis Karfreitag und Ostern gezählt; wir richten die Blicke dann also bereits auf das Leiden und die Auferstehung unseres Herrn.
Darüber hinaus feiern wir heute wieder einen Abendmahlsgottesdienst und haben uns dafür wieder einen eigenen Monatsspruch gewählt, ein klassisches Nachfolgewort: ***
„Nachfolge – mit Jesus unterwegs“ ist unser Jahresthema. Dabei geht‘s mitlaufend immer auch um eine Begriffsklärung. Hier haben wir also eine der ganz wenigen Stellen, in der unser Kernwort in den Briefen des NT vorkommt. Vom „Nachfolgen“ ist nahezu ausschließlich in den Evangelien die Rede und ist dort in der Regel ja auch ganz buchstäblich gemeint. Doch bereits nach Christi Himmelfahrt und dem Pfingstfest war diese buchstäbliche Nachfolge so nicht mehr möglich und die Apostel mussten überlegen, wie sie die Nachfolgeworte und –rufe Jesu nun in ihre Zeit übertrugen. Vor der gleichen Aufgabe stehen auch wir. Petrus, der ja noch die buchstäbliche Nachfolge kannte, verwendet hier zwei Bilder:
Das Beispiel ( „hypogrammós“). Das ist urspr. die Schreibvorlage, die Schablone, die der Schüler z.B. nun ganz genau mit seinem Stift nachfährt oder die ein Steinmetz nun ganz exakt vom Papier auf seinen Stein überträgt, um eine Inschrift z.B. einzumeißeln oder zu gravieren.
Die Fußstapfen. In die Fußstapfen treten ist noch genauer, als nur „dem Weg“ oder „der Spur folgen“. Da muss man die Schrittlänge genau seinem Vorausläufer anpassen und muss genau achtgeben, um den Fußabdruck zu treffen.
Vielleicht fallen uns aus unserer Kindheit Situationen zu einem der beiden Bilder ein. Die können wir jetzt heranholen (z.B. das Herumstolzieren mit den viel zu großen Schuhen der Eltern…). Kinder machen aus diesem Nachahmen und Kopieren oft ein Spiel; wissen aber intuitiv, dass sie nur auf diese Weise lernen können. Wie viele Dinge tun wir auch als Erwachsene, weil wir sie uns irgendwo abgeguckt haben! Es ist manchmal gut, darüber nachzudenken: Warum tue und denke ich das eigentlich so? Von wo oder wem habe ich mir das eigentlich abgeguckt?
Das Nachfolgen an sich, das Nachahmen, Übernehmen, Kopieren und Nachzeichnen ist uns Menschen also in die Wiege gelegt, wir „ticken“ so.
Auf dem Weg des Glaubens geht es heute darum, fest dazu zu stehen und es auch zu bejahen. Dieser Traum, etwas noch nie Dagewesenes zu sagen, zu erdenken oder zu tun – also den ersten Fußabdruck in den frischgefallenen Schnell zu setzen –ist vermutlich eine Illusion…
Entscheidend vielmehr ist die Frage, w e m wir folgen; was die Schreibvorlage für unser Lebensskript ist und welche Fußspur wir denn nun wählen. Beides, die Schreibvorlage und die Fußstapfen, sind dabei eine unverzichtbare Hilfestellung!
Heute sind wir eingeladen – und auch befähigt – zu einem Spur-Wechsel!
In der Taufe haben wir uns entschieden und festgelegt, dass wir Jesus-Nachfolger sein wollen. Wie gut, dass wir jetzt nicht alleine vor der großen Aufgabe stehen, ein gottwohlgefälliges Leben zu führen zu müssen! Gottlob, es gibt eine Fußspur und gut erkennbare Fußstapfen! So wollen wir uns mit Jesus immer vertrauter machen. Wir können z.B. ganz neu jeden Tag die Evangelien hernehmen und beim Lesen fragen: Finde ich für heute einen Fußabdruck, in den ich treten kann? „What would Jesus do?“ Wir können uns nach geistlichen Vorbildern, Vätern und Müttern im Glauben umsehen. („Folgt mir, liebe Brüder, und seht auf die, die so leben, wie ihr uns zum Vorbild habt.“ Phil. 3,17)
Wir feiern jetzt das Abendmahl. Wir tun es, weil Jesus es uns vorgegeben hat. Es ist auch so ein Fußabdruck, in den wir heute Morgen gemeinsam treten. So kommen wir Jesus spürbar nahe. Amen.
Johannes Hilliges